La Gruyère - 12.12.2023 - Artikel lesen
Nach meinen ersten vier Tagen in Bern stelle ich fest, dass ich in eine andere Dimension eingetreten bin. Als ich in den Grossen Rat kam, kannte ich bereits einige Kollegen, die ich im Rahmen meiner Ausbildung, meiner Arbeit oder meiner Engagements getroffen hatte. Im Bundesparlament ist das anders: Die Parlamentarier kommen aus der ganzen Schweiz und treffen sich drei Wochen lang, bevor sie in ihre Kantone zurückkehren. Abgesehen von den Kommissionssitzungen sehen wir uns erst in der nächsten Session wieder. Daher ist es wichtig, in dieser Zeit Kontakte zu knüpfen, denn in der Politik macht man nichts alleine. In diesem Sinne will ich mich engagieren, mit Überzeugung und Bescheidenheit. Für meine ersten Monate habe ich mir drei Ziele gesetzt: beobachten, verstehen und mein Netzwerk ausbauen. Um einen guten Einblick in die Arbeitsweise des Parlaments zu erhalten, nahm ich am Einführungstag für neue Parlamentarier teil. Da ich so schnell wie möglich einsatzbereit sein wollte, meldete ich mich auch für ein Schulungswochenende für neu gewählte Abgeordnete an. Es findet Mitte Januar in Thun statt und wird unter anderem von Doris Leuthard und Christian Levrat geleitet, die uns wertvolle Tipps geben werden. Ich kann auch auf eine „Patin“ zählen, die Genferin Simone de Montmollin.
Weitere Erkenntnisse: Sichtbarkeit und die Rolle der Medien... Ich habe am ersten Tag gegen meinen Willen mit einem Video für Aufsehen gesorgt, das die Freiburger FDP im Februar mit jedem Kandidaten für die Wahlen gedreht hatte, um die Kampagne zu lancieren. Ich habe es übernommen und am Montag ausgestrahlt, um meinen ersten Tag in Bern zu illustrieren, mit dem Aufstieg der symbolträchtigen Treppe, die zum Nationalratssaal führt. Obwohl ich nicht dafür bekannt bin, mich in Szene zu setzen, wurde ich mit über 100 000 „Impressionen“ auf X (ex-Twitter) und einem Bericht in der NZZ „bedient“.
Neben der Anhörung der beiden sozialdemokratischen Bundesratskandidaten schloss meine erste Woche mit mehreren Abstimmungen über das Budget 2024 des Bundes ab. Am Mittwoch geht es dann um die Nachfolge von Alain Berset und die Wahl des neuen Bundeskanzlers oder der neuen Bundeskanzlerin. Das fängt ja gut an!
Nach der ersten Sessionswoche bin ich mir der Chance bewusst, eine der sieben Personen zu sein, die in den Nationalrat gewählt wurden, um unseren Kanton zu vertreten. Ich bin mir auch der Verantwortung bewusst, die ich zu tragen habe. Nun liegt es an uns Parlamentariern, zusammenzuarbeiten, Blockaden zu überwinden und Lösungen zu finden, die die Lebensqualität unserer Bevölkerung sichern.
In der Adventszeit wünsche ich Ihnen im Übrigen ein mildes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.